Tularämie (Hasenpest, Nagerpest) auf der Höri festgestellt

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Anfang Mai fanden Passanten einen toten Feldhasen oberhalb Wangen am südlichen Hang des Schienerberges und brachten ihn zu einem Jäger. Dieser veranlasste eine Untersuchung über das Veterinäramt im Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Freiburg. Dort wurde beim Feldhasen Tularämie festgestellt. Pathologisch-anatomisch wurde eine hochgradig geschwollene Milz und eine mukoide Darmentzündung gesehen. Tularämie ist eine seltene Zoonose. Sie kann wildlebende Hasenartige und Nagetiere betreffen und ist auf Wild- und Haustiere sowie Menschen übertragbar. Die meisten Infektionen des Menschen sind auf Kontakte mit Feldhasen zurückzuführen. Im November 2017 wurde bei einem Wildschwein in Heidenheim Tularämie nachgewiesen. Im benachbarten Bodenseekreis wurden bei 11 untersuchten Feldhasen 5 mal Tularämie nachgewiesen. Tularämie kommt vereinzelt in Europa, Asien und Nordamerika vor, wobei sie seit 2004 in Deutschland auftritt und in Baden-Württemberg sich seit 2016 die Falle bei Feldhasen sich häufen. Seit 2016 wurden auch ungewöhnlich viele humane Fälle diagnostiziert (CVUA Stuttgart 2017). Die jährlich durchschnittliche Anzahl gemeldeter Fälle beim Menschen in Baden-Württemberg stieg von 2 (2001-2009) auf 8 (2010-2016) an. In 31 der 44 Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg wurde die Tularämie beim Feldhasen oder beim Menschen nachgewiesen. Die Infektionen bei Hase und Mensch treten übers Jahr wellenförmig auf und haben im Mai- Juli und Oktober ihre Höhepunkte. In Deutschland sind von 2010 bis 2017 236 Menschen an Tularämie erkrankt (Robert- Koch- Institut –RKI). Die Erkrankung ist in erster Linie eine Berufserkrankung von Jägern. In den Lankreisen Biberach, Karlruhe, Ludwigsburg, Ortenau- und Ostalbkreis konnte der direkte Kontakt mit Feldhasen für die menschliche Infektion nachgewiesen werden (CVUA Stuttgart, 2017), ansonsten erfolgten auch Infektionen über Zeckenbisse, Mückenstiche, landwirtschaftliche Tätigkeiten und Reisen. In mehr als der Hälfte der humanen Fälle blieb die Infektionsquelle unbekannt (CVUA Stuttgart 2017). Ein Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht bekannt (Friedrich-Löffler-Institut -FLI-2015). Kranke Hasen sind meist apathisch, verlieren Scheu und Fluchtdrang, haben Fieber und eine hohe Atemfrequenz. Innerhalb von 2-13 Tagen verenden die meisten an einer Sepsis (Blutvergiftung). Bei chronischen Verlauf findet man Abmagerung, Milz- und Leberschwellung mit Abszessbilduung vor. Die Gefahr für Hunde ist gering- der Hund greift leicht den erkrankten Hasen-, Hunde zeigen u.a. Appetitlosigkeit, Fieber und eine Schwellung der Lymphknoten (FLI 2015) Die Inkubationszeit beim Menschen beträgt meist 3-5 Tage. Erkrankte zeigen Allgemeinsymptome wie plötzlich hohes Fieber, Unwohlsein, Kopf-,Muskel- und Gliederschmerzen. Je nach Eintrittspforte des Erregerrs entwickeln sich weitere Symptome, so dass 7 verschiedene Krankheitsformen unterschieden werden. Die Krankheit kann mit Antibiotika behandelt werden. Nach Infektionsschutzgesetz ist die humane Erankung beim Gesundheitsamt meldepflichtig, der Nachweis bei Tieren meldepflichtig beim Veterinäramt. Beim Umgang mit Wildkörpern sollte Staub- und Aerosolbildung vermieden werden, Einmalhandschuhe, staubdichte Atemmaske sowie Schutzbrille verwendet werden. Wildbret muss zum Verzehr immer ausreichend erhitzt werden. Verdächtiges Wild ist zum Verzehr nicht mehr geignet und ist unschädlich zu beseitigen. Im Sommer sollten Insektenschutzmittel angewendet werden. Das Auffinden toter Wildtiere ist dem Jagdpächter ( wenn bekannt), der Polizei oder der Gemeinde zu melden und der Untersuchung zuzuführen, tote Wildtiere sollten von Passanten oder Hunden nicht berührt werden.

 

Sehr geehrte Jägerinnen, sehr geehrte Jäger,

wie Ihr vielleicht schon mitbekommen habt, wurde auf dem Schienerberg ein toter Hase gefunden, bei diesem wurde Tularämie festgestellt. Daher meine eindringliche Bitte, Fallwild zur Feststellung der Todesursache einzuschicken. Ebenso bitte ich Euch verunfallte Hasen nicht am Straßenrand liegen zu lassen. Ich würde Euch auch hier bitten, Unfallhasen sicherheitshalber zur Untersuchung einzuschicken.

Mit freundlichen Grüßen und Waidmannsheil

 

Kurt Kirchmann

Kreisjägermeister